Project Description
Samuel Scheidt –
Cantiones Sacrae
Frank Schwemmer – Hoheliedmotette
Psalm 13 (SSWV 1–3)
Psalm 121 (SSWV 4–5)
Die Stimme meines Freundes (Frank Schwemmer)
Herzlich lieb hab ich Dich (SSWV 28–29)
Nun danket alle Gott (SSWV 30–31)
Psalm 148 (SSWV 35–36)
Psalm 150 (SSWV 37)
und andere
Athesinus Consort Berlin
Lea Rahel Bader, Cello
Alexander Nicholls, Cello
Arno Schneider, Continuo
Leitung: Klaus-Martin Bresgott
2018
Carus-Verlag in Koproduktion mit Deutschlandfunk
Carus 83.488 | ean 4-00935-083488-0
Bezug über den Handel oder www.carus-verlag.de
Pressestimmen
Scheidt in Perspektive – Das Athesinus Consort ist eine Solistenvereinigung von Rang, Ein ungemein zarter Ensembleklang steht im Vordergrund: luzide, in klaren Strukturen, fein abschattiert, edel von innen leuchtend. … Die Vokalisten verlebendigen auch einfachere responsoriale Abfolgen durch reiche Nuancierungskunst. Die Intonation ist makellos, wird linear von allen Beteiligten mit solistischer Qualität getragen und mitgeprägt. Dazu kommen wunderbar ausgehörte Akkorde, oft in weitester Lage oder raschem Wechsel der Chöre – all das ohne Fehl und Tadel. Die Textverständlichkeit ist hervorragend, wirkt dabei ausnehmend natürlich, in allen Stimmen gleichermaßen. Aus dieser plastischen Sprachgestalt wird ein höchst lebendiges Gewebe entfaltet, fern aller Blockhaftigkeit, in der Doppelchörigkeit dieser Epoche auch interpretiert werden könnte. Bei Frank Schwemmers Komposition sind die Klarheit des Ansatzes, das harmonische Verständnis insgesamt und die individuelle Durchdringung des durchaus heiklen Satzes hervorzuheben. Das Klangbild ist klar und plastisch, sehr luftig disponiert; diese Produktion enthält keine überflüssige Schlacke. Dazu ist der Ensembleklang glücklich in den Raum gestellt. Eine technische Präsentation, die den Stärken von Musik und Ensemble gleichermaßen gerecht wird.
Samuel Scheidt ist wieder da! – Das Athesinus Consort Berlin entfaltet in seiner aktuellen Aufnahme eine tiefgründig intensive Klangschönheit, die mit reizvoller Sprachbetonung und lustvoll entfalteter wie gezähmter Dynamik gepaart ist, so dass sich der Hörer – einmal angefangen – der Suggestivkraft dieser wunderbaren, jahrhundertelang vergessenen Musik nicht entziehen kann. Ihrer Kombinations- beziehungsweise Konfrontationsstrategie treu bleibend, haben Bresgott und seine Athesinüsse wie auch schon in der Vergangenheit moderne Chormusik von ihrem Hauskomponisten Frank Schwemmer (geboren 1961) eingeflochten, dem mit einer sechsteiligen Hoheliedmotette „Die Stimme meines Freundes“ für Violoncello und zehnstimmigen Chor von 2016 ein Meisterwerk gelungen ist, an dem man sich kaum satthören kann.
Aus dem Schatten ins Licht – Das von Klaus-Martin Bresgott dirigierte, zehnköpfige Vokalensemble ist topbesetzt: Die Motetten sind perfekt durchhörbar eingesungen, hier wird Homogenität Ereignis und Erlebnis zugleich. Behutsam ergänzt werden die harmonisch miteinander singenden Stimmen durch zwei Celli (Lea Rahel Bader und Alexander Nicholls) und Continuo (Arno Schneider). 17 Werke Scheidts hat Bresgott für diese Aufnahme ausgewählt, von denen allein elf hier erstmals eingespielt wurden. Man hört Psalmvertonungen und neue reformatorische Lieder, darunter Verse Martin Luthers wie in ‘Christ lag in Todesbanden’. Räumlich gestaltete Echoeffekte wie in Psalm 148 (SSWV 35 & 36), aufblühender Gesamtklang, detaillierte Soli und vor allem eine stets runde, genaue Diktion schenken dem Hörer ein vokales Kleinod nach dem anderen, wobei ein Quantum mehr an rhythmischer Finesse die Vitalität gerade dieser Musik sicherlich noch mehr unterstrichen hätte.
Doch erschöpft sich diese Produktion nicht in der Präsentation des Alten, sondern verknüpft sie mit Neuem, namentlich mit der 2016 entstandenen Motette ‘Die Stimme meines Freundes’ von Frank Schwemmer (*1961). Auch diese Musik ist tadellos intoniert mit ihren Clusterklängen, Melismen, dynamischen Verschiebungen, Flüstergesängen und zerbrechlichen Rhythmen.
Bestechend ist der schlanke Klang, der sich manchmal schon an der Grenze zum „zu Ätherischen“ befindet. Dabei gelingt es den Sängerinnen und Sängern trefflich, sich aneinander anzupassen, um diesen homogenen Gesamtklang hervorzubringen. Und sie wissen genau, wann die eine oder die andere Stimme ihren Part hervorheben muss und balancieren das gemeinsam aus. Mir gefällt auch, wie die Sängerinnen und Sänger vom Text kommen und wie alle Phrasen nahezu liebevoll angefasst werden. So erwecken die Interpretinnen und Interpreten nicht nur die Motetten von Samuel Scheidt zum Leben, sondern überzeugen auch mit der Motette von Frank Schwemmer, bei der die drei Musiker zeigen, dass sie nicht nur der Alten Musik gewachsen sind! Dazu kommt, dass ein großer Teil der Scheidt-Motetten ebenso wie die Motette von Frank Schwemmer Erstaufnahmen sind und man so mit dieser CD auch auf Entdeckungstour gehen kann. Es ist eine sehr überzeugende CD geworden – bitte mehr davon!